Was bedeutet Android Open Source für Unternehmen und Behörden? Wir beleuchten Chancen, Risiken und zeigen, wie Google-freier Einsatz mit MDM machbar wird.

Android gilt als offenes Betriebssystem. Das stimmt zwar verglichen mit iOS. Tatsächlich ist es aber eng mit Google-Diensten wie Gmail, Maps oder dem Play Store verwoben. Diese Dienste erleichtern zwar den Alltag, stellen Unternehmen und öffentliche Einrichtungen jedoch vor Herausforderungen: Abhängigkeiten von einem einzelnen Anbieter, mögliche Datenschutzrisiken und eingeschränkte digitale Souveränität.
Doch ist es für Unternehmen überhaupt realistisch, ein Smartphone ohne Google zu nutzen – und wenn ja, wie praxistauglich ist das? In unserem Test beleuchten wir die Möglichkeiten von Android Open Source auf dem mobilen Gerät, zeigen Beispiele aus dem Alltag und erklären, wie Unternehmen, Schulen und Behörden mithilfe von Mobile Device Management (MDM) auch ohne Google ihre mobilen Geräte effizient und sicher einsetzen können.
Was steckt hinter Android Open Source?
Wenn von Android Open Source die Rede ist, geht es im Kern um das Android Open Source Project (AOSP). AOSP bildet die Grundlage für alle Android-Smartphones. Der Quellcode ist frei verfügbar, sodass Hersteller und Entwickler eigene Varianten des Betriebssystems entwickeln können.
Der Unterschied: Während „klassisches“ Android immer Googles proprietäre Apps und Services integriert, verzichtet AOSP darauf. Das bringt Freiheit und Transparenz – aber auch die Verantwortung, eigene App-Stores, Synchronisationslösungen oder Sicherheitsmechanismen einzubinden. Für Unternehmen heißt das: wichtige Enterprise-Funktionen wie Zero-Touch Enrollment oder Managed Google Play fehlen.
Android Open Source in der Praxis
In der Praxis existieren mehrere spannende Betriebssysteme auf AOSP-Basis:
- Murena /e/OS – konsequent Google-frei, mit eigenem App-Store und Fokus auf Datenschutz.
- LineageOS – von der Community getrieben, flexibel und anpassbar.
- GrapheneOS – auf Sicherheit optimiert, vor allem interessant für sensible Einsatzbereiche.
Für Organisationen gilt: Nutzer.innen können über alternative App-Stores wie F-Droid oder den Aurora Store ihre Anwendungen installieren. Einschränkungen gibt es jedoch bei Apps, die auf Googles Play Services angewiesen sind – etwa Banking- oder bestimmte Business-Apps.
Chancen & Vorteile für Unternehmen und Behörden
Ein Google-unabhängiges Android bietet:
Digitale Souveränität
Ein Android Open Source-System verschafft Unternehmen, Schulen und Behörden die Möglichkeit, volle Kontrolle über ihre Datenströme zu behalten. Statt automatisch mit Google-Servern zu kommunizieren, entscheiden Organisationen selbst, welche Dienste und Apps Zugriff auf Standort, Kontakte oder Nutzungsverhalten haben. Für Organisationen und Behörden ist dies ein strategischer Vorteil – etwa beim Schutz sensibler Bürger- oder Patientendaten.
Weniger Abhängigkeit von Big Tech
Durch den Einsatz von Android Open Source entfallen viele Bindungen an geschlossene Ökosysteme.
Stattdessen öffnet sich der Zugang zu alternativen App-Quellen wie F-Droid oder dem Aurora Store und zu sicheren Messengern wie Signal. Das reduziert die Monopolstellung von Google und stärkt den Wettbewerb – ein Gewinn für Innovation und Verbraucherrechte. Für Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen bietet das die Chance, digitale Infrastrukturen bewusst offener und resilienter zu gestalten.
Längere Nutzbarkeit von Geräten
Viele Hersteller beenden den Update-Support nach zwei bis drei Jahren – oft obwohl die Hardware technisch noch leistungsfähig ist. Die Community rund um Open-Source-Systeme sorgt dafür, dass Smartphones und Tablets weit über den Herstellerzyklus hinaus Sicherheits- und Funktionsupdates erhalten. Das verlängert die Lebensdauer, spart Kosten und reduziert Elektroschrott – ein klarer Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit und Total Cost of Ownership (TCO). Für Schulen, Kommunen oder Unternehmen mit großem Gerätepark ist das ein echtes Argument.
Einschränkungen & Herausforderungen mit AOSP
Android Open Source kann viele Vorteile bringen – doch im Unternehmenskontext gilt es auch, bestimmte Kehrseiten im Blick zu behalten.
Kompatibilität in AOSP-Systemen
Einige Business-Apps setzen zwingend auf Googles Play Services. Reine AOSP-Systeme ohne diese Dienste können solche Anwendungen nicht oder nur eingeschränkt ausführen. Für Unternehmen bedeutet das: wichtige Tools wie Banking-Apps, Authenticator-Lösungen oder branchenspezifische Business-Apps funktionieren möglicherweise nicht zuverlässig.
Komfort im Vergleich zu Google-zertifiziertem Android
AOSP-basierte Systeme bieten keine nahtlose Integration für App-Updates oder Synchronisation. Unternehmen müssen alternative Stores und eigene Sync-Lösungen einrichten. Das erhöht den Administrationsaufwand und kann die Zahl der Supporttickets und der Betriebskosten erhöhen.
Sicherheit bei AOSP-Geräten
AOSP liefert zwar den offenen Quellcode, aber keine Garantie für regelmäßige Updates. Diese Verantwortung liegt bei den Geräteherstellern oder Communities. Werden Patches nicht zeitnah eingespielt, entstehen Sicherheitslücken, die gerade im Unternehmensumfeld Compliance- und Datenschutzanforderungen gefährden können.
AOSP: Nicht jedes Gerät ist geeignet
Entscheidet man sich dafür, auf Android Open Source zu setzen, muss man dies auch bei der Auswahl der Geräte beachten. Es ist nicht mit allen mobilen Geräten möglich.
Sehr gut geeignet für den Einsatz mit Murena /e/OS sind beispielsweise Fairphones und verschiedene Google Pixel Geräte. Murena hat hierzu eine Liste empfohlener Geräte veröffentlicht.
Hier finden Sie eine Liste mit Lineage-Geräten. Graphene unterstützt ausschließlich Google-Pixel-Modelle.
Die Rolle von Mobile Device Management (MDM)
Im geschäftlichen oder öffentlichen Umfeld reicht ein alternatives Betriebssystem allein nicht aus. Hier kommen Aspekte wie Compliance, DSGVO-Konformität und IT-Sicherheit ins Spiel.
Cortado MDM ist hier die Schlüssellösung, um allen Anforderungen hinsichtlich der Produktivität, des Datenschutzes, der Compliance und Sicherheit gerecht zu werden.
Mobile Device Management kann:
- Geräte mit Open-Source-Android zentral verwalten.
- Apps aus alternativen Stores oder internen Quellen sicher verteilen.
- Sicherheitsrichtlinien durchsetzen – unabhängig von Google-Diensten.
- Transparenz schaffen: Welche Daten verlassen das Gerät und wohin?
Praxisbeispiel:
Eine kommunale Behörde stattet ihre Mitarbeitenden mit Smartphones auf Basis von Murena /e/OS aus, um papierbasierte Prozesse zu digitalisieren. Mithilfe von Mobile Device Management stellt die IT-Abteilung sicher, dass ausschließlich freigegebene Fach-Apps installiert werden.
Gleichzeitig werden Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien konsequent durchgesetzt, etwa durch Gerätevollverschlüsselung und starke Passwortrichtlinien.
Bei Verlust oder Diebstahl können Geräte sofort aus der Ferne gesperrt oder gelöscht werden. So gelingt es der Behörde, mobile Arbeit effizient zu ermöglichen und sensible Daten zuverlässig zu schützen.
Fazit
Für Privatnutzer.innen ist ein Google-freies Smartphone eine spannende Option – mit Einschränkungen, aber machbar. Für Organisationen und Unternehmen wird Android Open Source erst mit einer MDM-Lösung wirklich alltagstauglich, sicher und skalierbar.
Die Kombination aus einem offenen, Google-unabhängigen Betriebssystem und einem leistungsfähigen MDM-System eröffnet einen klaren Weg zu mehr digitaler Souveränität. Damit können Unternehmen, Schulen und Behörden mobile Geräte einsetzen, ohne dabei ihre Datenhoheit aus der Hand zu geben.
Möchten Sie mehr über den Einsatz von Google-unabhängigen Smartphones in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Einrichtung erfahren? Dann lassen Sie sich von unseren Fachleuten beraten oder informieren Sie sich über unser Souveränitäts-Bundle.