Intelligentes Smartphone-Laden kann allein in Deutschland bis zu 300.000 Tonnen CO2 sparen


Smartphones in Deutschland hätten das Potential, mehr als 350 Gigawattstunden an Strom pro Jahr von Kohle auf Solar- und Windenergie zu verschieben – mit Hilfe eines bislang leider nur in USA verfügbaren iPhone-Features.

Mit dem "Clean Energy Charging" bietet Apple die Grundlage für intelligentes Laden von iPhones.
Apple’s „Clean Energy Charging“ – aktuell nur in USA verfügbar – reduziert den CO2-Fußabdruck Ihres iPhones, indem es selektiv bei Verfügbarkeit von Strom mit geringeren Kohlenstoffemissionen aufgeladen wird.

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein gestiegen, dass es notwendig ist, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und eine nachhaltige Zukunft anzustreben. Der Übergang zu erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarenergie ist dabei ein wichtiger Schritt. Die Bitkom hat ermittelt, dass sich allein 41% der CO2-Reduktion, die notwendig ist, um Deutschlands Klimaziele zu erreichen, durch Digitalisierung erzielen ließe (s. Bitkom: Klimaschutz).

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das bereits in den USA verfügbare Apple Clean Energy Charging Feature. Hierzu muss man wissen, dass es nicht ausreicht, einfach von seinem Versorger Ökostrom zu beziehen. Denn die Bezeichnung Ökostrom sagt lediglich aus, dass der Versorger sich verpflichtet, die entsprechende Menge aus regenerativen Quellen einzukaufen. Auf die Dynamik des Stromverbrauchs und auf die Notwendigkeit, Kohle- und Gaswerke zu betreiben, hat dies leider keinen Einfluss. Der tatsächliche Strommix, der genutzt wird, ändert sich dadurch nicht.

Die Rolle dynamischer Stromtarife

Um wirklich bevorzugt Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen, muss man den Stromverbrauch in die Zeiten legen, in denen ausreichend Strom aus Wind- und Sonnenenergie zur Verfügung steht. Dynamische Stromtarife lenken das Verbrauchsverhalten. Deshalb zwingt die Bundesregierung seit Anfang 2023 Stromanbieter, mindestens einen dynamischen Stromtarif anzubieten (s. Handelsblatt-Artikel). Denn die Wind- und Solarstromerzeugung schwankt im Tagesverlauf, und da Strom aus diesen Quellen deutlich günstiger ist als aus Kohle oder Gas, schwankt der Strompreis entsprechend. Eine Entlastung des Geldbeutels geht hier direkt einher mit der Entlastung des Stromnetzes. 

Übersicht Stromerzeugung und -verbrauch auf smart.de
smard.de liefert die aktuellen Strommix-Daten

Lobbyisten warnen allerdings jetzt schon davor, dass der Staat das Laden von Elektroautos unterbrechen  und Elektroautofahrer morgens vor einem leeren Auto stehen könnten, wie in diesem Artikel diskutiert: Wird Elektroautos bald der Saft abgedreht? (Focus)

Dabei wird Henne und Ei verwechselt. Denn der dynamische Tarif führt ja gerade dazu, dass immer dann geladen wird, wenn keine Abschaltung droht. Nur Nutzer, die die Stromdynamik ignorieren, laufen in die immer noch sehr unwahrscheinliche Gefahr, dass der Strom tatsächlich mal gedrosselt werden könnte. So können Stromverbraucher, bei denen der genaue Zeitpunkt des Stromverbrauchs keine Rolle spielt, dazu gehören beispielsweise Ladestationen für Elektroautos, Wärmepumpen, Kühlschränke, Waschmaschinen und auch Smartphones, einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung der Netze, der Stromstabilität und der CO2-Reduktion leisten.

So ließe sich Clean Energy Charging in Deutschland realisieren

Auch ohne Unterstützung von Apple ließe sich recht einfach sicherstellen, dass die Smartphone-Ladung bevorzugt aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Dazu braucht man einen Energieversorger, der nicht nur einen dynamischen Stromtarif anbietet, sondern der auch die einfache Integration von smarten Geräten ermöglicht, wie es z.B. bei dem Stromanbieter Tibber.de der Fall ist. Dann kann man einfach sein Smartphone-Netzteil in eine smarte Steckdose stecken und stellt mit der Verbindung zu Tibber sicher, dass der Ladevorgang erst dann startet, wenn der Strompreis niedrig ist.

Beispiel für einen Anbieter mit dynamischen Stromtarif und einfacher Integration smarter Geräte: Tibber.de

Ein Smartphone allein macht noch keine Energiewende

Doch wird man schnell feststellen, dass sich die jährliche Ersparnis in Grenzen hält. So verbraucht ein durchschnittliches Smartphone im Jahr gerade mal 6 kWh (s. Macwelt-Artikel). Bei einen Strompreis von 40 Cent sind dies lediglich 2,40 Euro im Jahr. Selbst wenn man davon ausgeht, dass man immer die besten Zeiten des Strombezugs trifft, ist eine Einsparung von mehr als 1 Euro pro Jahr nicht realistisch. Die Kosten des Setups stehen also in keinem Verhältnis zu der Kosteneinsparung.

Ganz anders sieht es aus, wenn man sich die Gesamtzahl der Smartphones, also Android und iPhone in Deutschland, anschaut (s. statista: Statistiken zur Smartphone-Nutzung in Deutschland). Denn bei 62 Millionen Smartphones, die 6 kWh pro Jahr verbrauchen, summiert sich der Ladeverbrauch zu der gigantischen Summe vom 372 Gigawattstunden. Das entspricht ca. 1/3 der Jahresleistung eines Kohlekraftwerks (s. stromrechner.com: Wie viel Strom produziert ein Kohlekraftwerk?) bzw. ca. der Jahresleistung von 25 Windrädern (s. enbw.com: Wieviel Strom produziert ein Windrad). Eine Verschiebung von Kohle zu Wind oder Solar würde im Idealfall ca. 300.000 Tonnen CO2 sparen (s. Oxfam Infoblatt: Kohlekraftwerke in Deutschland). Ein sehr lohnenswertes Potential. Es muss lediglich ein Weg gefunden werden, wie dies umgesetzt wird ohne wesentliche Kosten für den Einzelnen.

Apple Clean Energy Charging

Genau hier setzt das neue Apple Clean Energy Charging Feature an, das nur in USA verfügbar ist: Wenn Clean Energy Charging aktiviert ist, was standardmäßig der Fall ist, erhält das iPhone eine Vorhersage der Kohlenstoffemissionen im lokalen Stromnetz und nutzt diese Vorhersage, um das Telefon während Zeiten mit geringeren Emissionen aufzuladen. Dies geschieht durch die Zusammenarbeit mit dem iOS-Feature Optimized Battery Charging, um die Ladevorlieben des Benutzers zu erlernen und nur an Orten zu arbeiten, an denen er am häufigsten lange Zeit sein Telefon auflädt, wie zu Hause oder am Arbeitsplatz. Praktisch an diesem Feature ist, dass sich Anwender weder Gedanken darüber machen noch irgendwelche Installationen durchführen müssen. Nutzer von dynamischen Stromtarifen sparen mit dem Feature automatisch.

Das Smartphone ist erst der Anfang

Dies macht deutlich: es ist machbar und dieses recht einfache Feature für Android und iOS umgesetzt, könnte bis zu 300.000 Tonnen CO2 sparen. Mit der smard.de-Plattform stehen von Seiten der Bundesnetzagentur auch die notwendigen Daten zu Verfügung, und nicht für Smartphones ist dies möglich, sondern auch für  Tablets und Laptops, die nochmal ca. das 10-fache von Smartphones verbrauchen und vor allem auch häufig tagsüber geladen werden, wenn besonders viel Solarenergie zur Verfügung steht. 

Apple macht es mit seinem Apple Clean Energy Charging vor: Die Reduzierung der CO2-Emissionen sind mit intelligenten Lösungen machbar – und das in diesem Fall sogar völlig ohne Verzicht. Firmen wie Google, Microsoft und natürlich auch Apple haben es in der Hand, mit solchen innovativen Betriebssystemfunktionen ihren Beitrag zu leisten.   

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