In diesen Tagen erscheint es vollkommen normal, wenn ein Smartphone nicht nur Alltagsbegleiter oder Unterhaltungsgerät ist, sondern auch als Business-Tool funktioniert. Aber auch in den frühen Jahren der Handy-Entwicklung gab es schon einige Modelle, die mehr als nur Telefonie, Nachrichtenversand, ein paar Spiele oder Internet per WAP anzubieten hatten. Das Sony Ericsson P900 zählt ohne Zweifel dazu.
Schon kurz nach der Jahrtausendwende erhob es den Anspruch, ein mobiles Büro für vielbeschäftigte Geschäftsmänner und -frauen zu sein. Mit seinem Konzept, aber auch einem für damalige Verhältnisse äußerst stolzen Preis, stach es beim Marktstart 2003 sofort aus der Masse gewöhnlicher Handys heraus. Mit dieser Ausnahmestellung ist dem Sony Ericsson P900 natürlich auch ein Platz in unserem Smartphone-Museum sicher, das wir laufend ausbauen und dessen Entstehung und Entwicklung von diesem Blog begleitet wird.
Aus der Ahnenreihe des Smartphones – das Sony Ericsson
Eines der größten Displays auf dem Markt, abnehmbare physikalische Handy-Tastatur, integrierter Eingabestift, satte Speichergröße und eine USB-Sync-Station für den Schreibtisch: Mit solchen Features, die heute Arbeitstiere wie beispielsweise die Geräte der Samsung Galaxy Note-Reihe kennzeichnen, wurde das Sony Ericsson P900 bei seinem Erscheinen zum Traum jedes Handy-Enthusiasten und erlaubte der Business-Kundschaft mobiles Arbeiten auf einem bis dato nahezu einmaligen Niveau, auf dem höchstens noch der Nokia Communicator anzutreffen war.
Die finnische Konkurrenz war allerdings etwas länger und dicker und vor allem deutlich schwerer als das P900, während sich beide Geräte beim Preisschild dann kaum etwas nahmen. Mit rund 800 Euro lag der Verkaufspreis des Sony Ericsson P900 schon damals auf dem Niveau heutiger High-End-Smartphones.
Typisch Sony
Während spätere Sony Handys außer ihrem Design, beispielsweise die typische Formensprache der Xperia-Reihe, immer weniger herstellerspezifische Merkmale zeigten, ging Sony beim P900 und anderen Modellen aus dieser Zeit noch deutlich mehr Sonderwege. Das begann schon beim Betriebssystem. Das Sony Ericsson arbeitete mit Symbian UIQ, einer speziell für grafische Benutzeroberflächen ausgelegten Symbian-Variante. Sie fand ihren Weg nur in rund 20 Handy-Modelle der damaligen Zeit – fast ausschließlich bei Sony Ericsson oder Motorola. UIQ stand von Beginn an im Schatten eines anderen Symbian-Systems: Symbian S60, dessen enorme Verbreitung damals in erster Linie von Marktführer Nokia getragen wurde.
Das von Sony Ericsson und Motorola über einige Jahre gepflegte UIQ Symbian erreichte nicht annähernd eine solche Popularität, weswegen auch die damit ausgestatteten Handys wie das P900 kaum aus ihren Nischen herauskommen konnten. Eine andere damalige Eigenheit von Sony war dagegen über viele Jahre deutlich populärer: das Jogdial-Rad als hauseigene Alternative zu den typischen Wippschaltern und Steuerkreuzen, die bei anderen Mobiltelefonherstellern um die Jahrtausendwende herum als zentrales Bedienelement dienten.
2006 endete dann die Jogdial-Ära bei Sony. Ziemlich zeitnah kam schließlich auch das Aus für das P900 oder besser seine Nachfolger P910 und P990, das beispielsweise erste WLAN-Konnektivität zeigte. Bald danach sollte bei Sony Ericcson das Xperia-Zeitalter beginnen. Eingeläutet wurde es vom Xperia X1, welches mit herausziehbarer QWERTZ-Tastatur und Windows Mobile-Betriebssystem wieder als mobiles Büro gedacht war. Der Nachfolger X2 setzte diesen Ansatz noch einmal fort, bevor sich Sony Ericsson mit dem Xperia X8 und dem Wechsel zum Android-Betriebssystem entschied, das Konzept „Mobiles Arbeiten“ aufzugeben und alle Handys von nun an auf Unterhaltung und Alltagsproduktivität ausrichtete.
Zusammenfassung
2003 – als dieses Sony Ericsson P900 vorgestellt wurde – war an mobiles Arbeiten mit dem Smartphone noch längst nicht zu denken. Sony Ericsson ließ aber bereits damals mit diesem Hybriden aus klassischem Handy und modernem Touchscreen-Telefon bereits erahnen, wohin sich die mobile Produktivität einmal entwickeln sollte. Das Sony Ericsson P900 vereinte dabei alles, was ein High-End-Modell in jenen Tagen ausmachte: ein Display mit 65.536 Farben, Multitasking und ein riesiges 2,9-Zoll-Display unter einer abnehmbaren Klappe. Wird diese geöffnet, verwandelt sich das P900 in einen klassischen PDA inklusive Kalender, Stiftbedienung, Blackberry-ähnlicher E-Mail-Funktionalität und schnellem Anschluss an den Desktop via USB und Sync-Station.