Revolution oder Fassade? Apple erlaubt alternative App Stores


Apple reagiert auf EU-Regularien: Zukünftig ermöglicht das Unternehmen den Bezug von Apps über alternative Marktplätze. Wir werfen einen kritischen Blick auf die Möglichkeiten und die versteckten Fallstricke hinter Apples neuen App-Store-Richtlinien.

Apples' App Store Symbol auf dem iPhone-Display.
Das bekannte blaue App Store-Icon, bislang das einzige offizielle Portal für iPhone-Apps, könnte in künftigen iOS-Versionen Gesellschaft von Drittanbieter-App-Stores bekommen.

Apple hat in einer bedeutenden Ankündigung seine Pläne vorgestellt, wie das Unternehmen auf den Digital Market Act (DMA) – das Gesetz über digitale Märkte – der Europäischen Union reagieren wird.

Das Ziel des Digital Markets Act ist es, faire Wettbewerbsbedingungen auf digitalen Märkten zu fördern, indem die Macht dominanter Plattformen reguliert und die Interoperabilität sowie den Zugang für kleinere Unternehmen verbessert wird.

Die Anpassungen, die Apple mit der kommenden Version iOS 17.4 oder iOS 18 voraussichtlich einführen wird, umfassen nicht nur veränderte Geschäftsbedingungen und Gebührenstrukturen für Entwickler im App Store, sondern auch die Zulassung alternativer App Stores auf iOS.

Diese Maßnahmen stellen eine signifikante Abkehr von Apples bisheriger Politik dar und signalisieren eine Anpassung an die Forderungen der EU nach mehr Offenheit und Wettbewerb im digitalen Markt. 

Vielfalt vs. Vorschrift: Die versteckten Fallstricke hinter den neuen iOS-App-Store-Richtlinien

Ein zentraler Bestandteil von Apples Antwort auf die DMA-Richtlinie ist die Zulassung unabhängiger App Stores. Diese Entscheidung könnte theoretisch den Weg für mehr Vielfalt und Wettbewerb im Ökosystem von iOS ebnen.

Entwickler und Unternehmen erhalten die Möglichkeit, iOS-Apps über alternative Marktplätze anzubieten, was die Dominanz des Apple App Stores potenziell verringern könnte. Allerdings sind die Bedingungen für die Einrichtung solcher alternativen App Stores streng.

Eine der signifikantesten Anforderungen ist die Notwendigkeit einer Bürgschaft von den Unternehmen, die einen alternativen App Store betreiben möchten. Diese Hürde könnte kleinere Unternehmen und Start-ups abschrecken und somit den Zugang zu dieser neuen Möglichkeit einschränken. 

Notarisierung als Schlüssel zum iOS-Ökosystem für Drittanbieter

Ein wichtiger Aspekt, der in der Diskussion um die Zulassung alternativer App Stores auf iOS oft übersehen wird, ist der von Apple geforderte Notarisierungsprozess für Anwendungen.

Auch wenn Apps nun über alternative Marktplätze verteilt werden können, müssen sie dennoch einen von Apple festgelegten Notarisierungsprozess durchlaufen. Dieser Schritt ist entscheidend, um die Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit der Apps zu gewährleisten, stellt jedoch für Unternehmen, die gehofft hatten, ihre Anwendungen frei an iOS-Geräte verteilen zu können, eine mögliche Enttäuschung dar.

Der Notarisierungsprozess bedeutet, dass Apple weiterhin eine zentrale Rolle in der Sicherheitsprüfung und Zulassung von Apps spielt, unabhängig vom Vertriebskanal. 

Neue Geschäftsbedingungen im Apple App Store: Reduzierte Kommissionen und Einführung von Gebühren

Parallel zur Öffnung für alternative App Stores hat Apple auch neue Geschäftsbedingungen für den App Store angekündigt, die reduzierte Kommissionen, eine Zahlungsabwicklungsgebühr und eine Kern-Technologie-Gebühr umfassen.

  • Die Kommissionen werden auf 10% für die meisten Entwickler und auf 17% für Transaktionen digitaler Güter und Dienstleistungen gesenkt, unabhängig vom gewählten Zahlungsabwicklungssystem.
  • Zusätzlich wird eine Gebühr für die Nutzung der Zahlungsabwicklung über den App Store von 3% erhoben, wobei Entwickler alternativ eigene Zahlungsdienstleister nutzen können, ohne dass von Apple eine zusätzliche Gebühr verlangt wird.
  • Die „Kern-Technologie-Gebühr“ von 0,50 € kommt erst nach einer Million Erstinstallationen innerhalb eines Jahres zum Tragen. Jede weitere Erstinstallation kostet den Entwickler 50 Cent (Updates zählen nicht). Diese Gebühr betrifft somit nur eine kleine Anzahl von Entwicklern, führt jedoch zu zusätzlichen Kosten für diejenigen, die sie zahlen müssen. 

Geteiltes Echo: Die Debatte um Apples neueste App-Store-Bedingungen

Die Einführung dieser Maßnahmen hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Während die Möglichkeit, alternative App Stores zu betreiben, und die Reduzierung der Kommissionen teils als positive Schritte in Richtung größerer Offenheit und Fairness angesehen werden, haben die strengen Bedingungen und die neuen Gebühren auch Kritik ausgelöst.

Eine Reihe an Unternehmen wie z.B. Spotify hat Apples Ansatz als unzureichend kritisiert, insbesondere im Hinblick auf die Einführung einer Gebühr für kostenlose Downloads, die als direkte Belastung für Geschäftsmodelle angesehen wird, die auf der kostenlosen Verbreitung von Apps basieren. 

In jedem Fall markieren Apples Anpassungen an die DMA-Richtlinie einen Wendepunkt in der Gestaltung des digitalen Marktes in der EU. Die Zulassung alternativer App Stores unter strengen Auflagen und die Überarbeitung der Geschäftsbedingungen im App Store reflektieren einen Kompromiss zwischen der Einhaltung regulatorischer Anforderungen und dem Bestreben, die eigene Marktposition zu schützen und wirtschaftliche Interessen zu wahren.

Diese Entwicklungen könnten die Landschaft für Entwickler, Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen verändern, wobei die langfristigen Auswirkungen dieser Maßnahmen auf Innovation, Wettbewerb und die Nutzererfahrung noch abzuwarten bleiben. 
 
Cortado Mobile Solutions beobachtet die Entwicklungen rund um Apples neueste Ankündigungen zur Anpassung an die DMA-Richtlinie mit großem Interesse. Als führender Anbieter von Mobile Device Management ist es unser oberstes Ziel, unsere Kunden vor potenziellen Sicherheitsrisiken zu schützen, die mit der Nutzung alternativer App-Marktplätze einhergehen könnten.  

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