Wer noch einmal wissen möchte, wie die Welt ohne Smartphones aussieht, sollte schnell nach Kuba fliegen. Mobiles Internet ist derartig schwer zu bekommen, dass es in den Ferienressorts komplette Pool-Landschaften ohne Smartphones gibt – in Europa und USA undenkbar. Und wenn irgendwo ein Smartphone auftaucht, dann ist es meist auf seine Foto-Funktion beschränkt.
Internet in Kuba: Ein knappes Gut
Die gute Nachricht: es gibt mobiles Internet und es funktioniert sogar recht gut. Man kann also lässig als einziger am Pool im Internet surfen, nur dass einen dabei das gleiche beklemmende Gefühl beschleicht, als wenn man in der Wüste lange duschen würde. Internet ist in Kuba ein wirklich knappes Gut, mit dem man sparsam umgehen sollte.
Wer mobiles Internet nutzen will, muss noch etwas radikalere Maßnahmen vornehmen, als in meinem Blog-Beitrag zum internationalen Roaming vorgeschlagen. Für Kuba gilt: Schalten Sie einfach für alle Apps die mobile Datennutzung aus und aktivieren Sie diese nur für die Apps, die Sie unbedingt brauchen. Unterdrücken Sie auch das Laden von Bildern in Ihrer E-Mail-App. Ich habe mich entschieden, nur E-Mail und WhatsApp zu aktivieren. Und denken Sie über Alternativen nach: Eine echte Papierlandkarte statt Google Maps (Maps erlaubt in Kuba keine Offline-Karten) und die in fast jedem Hotel empfangbare Deutsche Welle statt Spiegel Online und Co. So vorbereitet, reduziert man seinen Datenverbrauch selbst bei einem hohen E-Mail-Aufkommen auf 5-7 MB am Tag.
Vorsicht mit dem Netzteil!
Aber nicht nur auf das Datenvolumen sollte man achten, sondern auch auf sein Netzteil. Kubas Steckdosen sind zwar mit den US-Steckern kompatibel, liefern aber nicht nur 110 V, sondern häufig 220 V. Wer also sein aus den USA stammendes Netzteil verwendet, sollte aufpassen.
Ein Kabel verbindet Kuba mit dem Rest der Welt
Kuba ist nur über ein einziges Kabel mit dem Rest der Welt verbunden. Unpraktischerweise führt diese Verbindung auch nicht in die USA, sondern politisch bedingt nach Venezuela. Ein zweites, reines Backup-Kabel führt nach Jamaika. Einen ersten Eindruck über die zur Verfügung stehende Bandbreite erhält man am Geldautomaten. Einmal die Kreditkarte eingesteckt, passiert einfach für mehrere Minuten nichts. Die Angst, die Karte niemals wiederzusehen, ist aber unbegründet. Man muss nur einfach sehr, sehr lange warten, bis der Automat mit dem Rest der Welt kommuniziert hat.
Internet über Voucher
Wie aber geht nun Internet und Roaming in Kuba? Wenn sich alle eine Leitung teilen müssen, funktioniert nur eins: Rationierung. Internet in Kuba ist fast immer zeitlich befristet. WLAN steht zwar auch in den meisten Hotels zur Verfügung, allerdings – mit Ausnahme des Hotels Nacional – immer auf eine Stunde befristet. Dazu gibt es WLAN-Voucher mit freizurubbelndem Passwort. Auch wenn diese Voucher in jedem Hotel gleich aussehen, so sind sie doch nur in dem jeweiligen Hotel nutzbar und nicht auf andere übertragbar. Vorteil der Voucher ist, dass es sich bei der Stunde um ein Kontingent handelt. Man kann also ein paar Minuten E-Mails abrufen, die Verbindung abbrechen und am nächsten Tag den Voucher weiter benutzen. Neben den Hotels gibt es ab und zu Plätze, auf denen Menschen mit Smartphones auftauchen. Dies ist meist ein Hotspot. Hier reicht es, einfach sein Smartphone herauszuholen und sich fragend umzuschauen, schon wird man in bester Drogendealer-Manier angesprochen, ob man Internet möchte. Doch statt hartem Stoff bekommt man auch hier einen offiziellen Voucher ausgehändigt. Die Vouchers kosten pro Stunde zwischen 2 und 5 CUC (umgerechnet etwa 1,80-4,50 EUR) .
Roaming in Kuba mit Digicel
Wer aber grundsätzlich erreichbar sein möchte, braucht richtiges mobiles Internet und möchte nicht von einem zeitlich begrenzten Hotspot zum anderen springen. In Kuba ist es Ausländern allerdings untersagt, eine lokale SIM-Karte zu kaufen und für den, dem es zu heikel ist, vor Ort eine SIM-Karte eines Kubaners zu leihen, bleibt eigentlich nur die Option des Daten Roaming in Kuba. Das ist leider nicht so einfach wie in jedem anderen Land. Die eigentlich universell einsetzbare Daten SIM-Karte Keepgo unterstützt Kuba nicht. Da der reguläre Preis für Daten Roaming bei ca. 30 Euro pro MB liegt, haben die meisten Carrier entschieden, lieber gar kein Roaming für Kuba anzubieten, als durch die hohen Preise die Kunden zu verärgern. Aber es gibt eine einzige Ausnahme: die Pre-Paid Daten Roaming Karte von Digicel. Für ca. 25 Euro erhält man eine SIM-Karte (inkl. Nano SIM) mit 100 MB Datenvolumen, die sich online nachladen lässt. Die Abdeckung von Cubacel, mit denen Digicel zusammenarbeitet, ist erstaunlich gut. In den wesentlichen Orten hat man so eine gute 3G-Abdeckung. E-Mails und WhatsApp funktionieren damit perfekt. Einziges Manko: Diese Karte ist nur in den USA erhältlich. Man ist also auf gute Freunde in USA oder auf eBay-Händler angewiesen.
Interessanterweise ist, wenn das Hotel WLAN gestört ist, meist auch die 3G-Verbindung gestört. Man merkt schnell: Es gibt tatsächlich nur eine Leitung. Wer erfolgreich in Kuba mobiles Internet genutzt hat, ist bestens für jedes andere Land gerüstet. Man fragt sich im Anschluss wirklich, wozu man in Deutschland das 3GB-Datenpaket eigentlich so nutzt.